Han Kang: Die Vegetarierin

Klappentext: Yeong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht beflissen seinem Bürojob nach. Sie ist eine zwar leidenschaftslose, aber pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich fortan ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt entfernt. „Ich hatte einen Traum“, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv.


Doch damit nicht genug. Bald nimmt Yeong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet.
Übersetzt hat Ki-Hyang Lee.

Dem Druck der Familie versucht Yeong-Hye, sich durch Selbstmord zu entziehen. Nur ihr Schwager scheint sie zu verstehen, denn auch er hat eine Vision, in der Menschliches und Pflanzliches miteinander verschmelzen. Die Folge ist soziale Ächtung und für die Protagonistin die Einweisung in die Psychiatrie.
Eine dramatische, kafkaeske Story, die gleichwohl in ruhigem Ton erzählt wird. Es gibt drei Erzähler, die in je einem Kapitel aus ihrer jeweiligen Perspektive und in einem eigenen Sprachstil das Geschehen darstellen: Der Ehemann, der Schwager und die ältere Schwester. Seelische Abgründe tun sich auf, Obsession, Aggression, meisterhaft geschildert.
Im letzten Kapitel, in dem sich Yeong-Hye schon fast zu Tode gehungert hat, wird sie von ihrer Schwester zum ersten Mal gefragt: „Bist du wirklich verrückt?“
Die Antwort findet man vielleicht für sich, wenn man das Buch liest. Wirklich sehr empfehlenswert, verstörend und doch schön! Selbst gekauft im inhabergeführten Buchhandel.

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